Kläranlage Weyhausen geht vom Netz
Betrieb soll zum Jahresende zurückgefahren werden

Nach rund 50 Jahren Betrieb hat die Kläranlage in Weyhausen ausgedient und wird deshalb zum Ende dieses Jahres in mehreren Schritten vom Netz genommen. Damit werden über 300.000 Kubikmeter Abwässer, die jährlich in Osloß, Tappenbeck und Weyhausen anfallen, in Zukunft zur Reinigung nach Brackstedt geleitet. Dort betreiben die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB) das Großklärwerk Am Stahlberg.
2014 übernahmen die WEB den Betrieb der alten Anlage in Weyhausen von der Samtgemeinde. Jetzt ist diese überholt. „Doch in einen Neubau hätte man ebenso viel investieren müssen, wie in die jetzt geplante Umstellung, die rund 4,5 Millionen Euro kosten wird“, berichtet Burkhardt Noltemeyer, Leiter der Abteilung Planung und Bau bei den WEB.

Marc Stüben, Abteilungsleiter Klärwerke-Pumpstationen, ergänzt umwelttechnische Aspekte: „Die Reinigungsleistung des Großklärwerks auf dem Stahlberg ist einem Neubau einer kleinen Kläranlage durch die längere Aufenthaltsdauer des Abwassers überlegen. Die Entfernung von gewässerschädlichen Stoffen wie Stickstoff und Phosphor werden auf dem Stahlberg rein biologisch und mit einem deutlich höheren Wirkungsgrad durchgeführt. Die Kläranlage auf dem Stahlberg verfügt über Anlagen zur Energierückgewinnung aus den im Reinigungsprozess anfallenden Klärschlämmen.“
Auf diese Weise liege die Eigenstromversorgung der Kläranlage bei ca. 30 Prozent. Eine weitreichende Klärschlammaufbereitung und die gezielte Phosphorrückgewinnung seien ebenfalls bereits vorhandene Anlagenkomponenten. Zukünftige Techniken zur weitergehenden Keimentfernung und zur Entfernung anthropogener Spurenstoffe seien in Vorbereitung.
Positive Umweltaspekte für den Wechsel
„Neben positiven Umweltaspekten sind auch finanzielle Aspekte, die Chance auf Wachstumsmöglichkeiten für die Ortschaften und eine zukunftssichere Entsorgung in die Entscheidungsfindung des Samtgemeinderates eingeflossen, als wir 2014 gemeinsam mit den WEB beschlossen, die Abwässer zum Wolfsburger Klärwerk zwischen Brackstedt und Velstove umzuleiten“, ergänzt Samtgemeindebürgermeisterin Anja Meier.
„Der größte Teil der für die Umstellung nötigen Vorarbeiten ist bereits erfolgt“, erklärt Abteilungsleiter Noltemeyer. Das Abwasser aus Tappenbeck und Osloß werde derzeit noch über Druckleitungen in viereinhalb Metern Tiefe zur Kläranlage Weyhausen gepumpt, und Schmutzwasser aus Weyhausen gelange zwecks Reinigung größtenteils allein über Gefälle in die Anlage. „Das dortige Pumpwerk Iffiegarten soll dann für die Umstellung umfunktioniert werden, und das Osloßer sowie Weyhäuser Abwasser künftig nach Tappenbeck pumpen, wo wir in der Nähe der Autobahnabfahrt ein unterirdisches Pumpwerk gebaut haben.“ Dies werde dann den Druck erzeugen, mit dem das Abwasser – auch aus Tappenbeck – nach Brackstedt befördert werde.
„In den vergangenen Jahren wurde dafür bereits eine Druckleitung bis Warmenau verlegt, ebenso wie teilweise von Tappenbeck nach Weyhausen“, erklärt Noltemeyer. Und die Aufträge für den Bau von entsprechenden Leitungen entlang des Mühlenweges sowie vom Iffiegarten auf die nördliche Seite der B 188 seien auch schon vergeben. „Wir planen, im vierten Quartal dieses Jahres mit dem sukzessiven Zurückfahren der Anlage in Weyhausen zu beginnen.“ Wann sie ganz aus dem Abwassernetzbetrieb genommen wird, kann er jedoch noch nicht sagen.
Die technischen Anlagen stammen noch aus der Zeit der Gründung der Samtgemeinde am 1. Juli 1972. Damals hatten die Dörfer des Boldecker Landes knapp 6000 Einwohner. Heute sind rund 4500 mehr, die Abwässer produzieren. Die Gemeinde Jembke ist bereits seit mehr als 30 Jahren an das Klärwerk Am Stahlberg angeschlossen, die Gemeinde Bokensdorf seit gut 20 Jahren. Auch Gemeinden aus der Samtgemeinde Brome lassen in der „Abwassereinigungsfabrik“ klären und weitere Gemeinden würden im Zuge einer Zentralisierung folgen“, sagt Noltemeyer. Im Boldecker Land arbeitet nur Barwedel mit einem Klärteichsystem, dessen Betrieb aber auch auslaufen soll.
Schönungsteiche bleiben als Regenrückhaltebecken erhalten
Als Regenrückhaltebecken erhalten bleiben in Weyhausen die beiden sogenannten Schönungsteiche der Kläranlage westlich der K 28, in die noch das gereinigte Wasser eingeleitet wird. Sie sind beliebt bei Wasservögeln und ihr Fassungsvermögen soll bei Regenkatastrophen, wie Weyhausen sie in den vergangenen Jahren zweimal erlebt hat, künftig als Zwischenspeicher dienen.
„Sich 2014 den WEB anzuschließen, war angesichts zu erwartender Instandhaltungskosten in unserem Klärwerk eine vorausschauende Entscheidung“, sagt Verwaltungschefin Anja Meier. Die Zusammenarbeit klappe hervorragend und die Kostenentwicklung für den Verbraucher (das Mitteilungsblatt berichtete in seiner Januar-Ausgabe darüber, dass die Abwasserpreise für 2021/22 nicht erhöht werden) sei überaus positiv. „Die Samtgemeinde Boldecker Land hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt, unser Bevölkerungswachstum ist kontinuierlich. Dem tragen wir mit einer verbesserten Infrastruktur Rechnung, beim Abwasser trotz der erheblichen Investitionen sogar bei konstanten Gebühren“, zieht Meier ein positives Fazit.

https://www.boldecker-land.de
erstellt am 09.02.2021
aktualisiert am 10.02.2021